Ludwig Meuth finisht beim „Thorxtri“ in Norwegen

„Was kommt nach einem Ironmanfinish?“ Diese Frage hatte sich der Allagener Ludwig Meuth gestellt, seit er 2014 im schwedischen Kalmar zum Ironman geworden war. „Noch mal eine ´normale´ Langdistanz?“ Die Antwort bekam der Triathlet der PSG Warstein im vergangenen Jahr, als er im Urlaub in Norwegen beim „Norseman Extreme Triathlon“ zugeschaut hatte. „Das ist es!“, dachte er sich. Ein Ironman mit „normalen“ Distanzen, aber extremen Strecken. Der „Norseman Extreme Triathlon“ wurde es dann nicht, sondern der „Thorxtri“. Eine kleine Extremtriathlon-Veranstaltung im Lysefjord in Norwegen, bei der der Schwimmkurs zu den härtesten der Welt zählt. „Die Radstrecke ist auch noch einmal extremer, dafür sollte die Laufstrecke von 42 Kilometer einfacher sein“, hatte Ludwig Meuth in Erfahrung gebracht, bevor er einen Startplatz ergatterte. Aber von einfach konnte am Ende keine Rede sein. Der „Thorxtri“ ist ein Punkt-zuPunkt-Triathlon, Start, Wechselzonen und Ziel sind ab immer anderen Orten. 3,8 Kilometer Schwimmen im nächtlichen Fjord, 183 Kilometer Radfahren auf einer Strecke mit „unfassbaren Steigungen und Wetterbedingungen“, danach noch ein MarathonLauf mit 42 Kilometern mit schwierigen Untergründen wie Felsstrände, Sand, Moorwiesen, Asphalt und Kies. Für den Thorxtri benötigt jeder Starter zudem ein eigenes Helfer-Team, das die Wechselzonen aufbaut und für die Athleten sorgt. Ludwig Meuth erhielt die Unterstützung seiner Frau Angelika sowie von Andrea und Uwe Schreier. „Leider lief die Trainingsvorbereitung nicht so wie geplant, sodass ich zwar gesund, aber nicht austrainiert am Start stand“, berichtete der Allagener, der am Vorabend des Renntages einen Teil der Strecke besichtigte und zu der unguten Erkenntnis kam: „Das ist nicht zu schaffen!“ Anschließend wurden den Teilnehmern beim Briefing in Hochfjellhotel Regeln und Strecken des „Thorxtri“ erklärt. „Durch die lange Anreise, die erforderlichen Vorbereitungen und die Nervosität habe ich in der Nacht nicht geschlafen und war froh, als um 2 Uhr morgens der Wecker klingelte“, beschreibt Meuth die Nacht vor dem Start. Um 3.15 Uhr richtete er mit seinem Team die Wechselzone Schwimmen/Fahrrad ein, um 4 Uhr ging es mit Speedbooten in den nachtschwarzen Fjord, wo um 5 Uhr der Start erfolgte. „Das Mitführen einer beleuchteten Schwimmboje war obligatorisch“, so der Allagener. Auf der Schwimmstrecke erwartete die Teilnehmer eine starke Gegen- und Seitenströmung aus einem Fluss sowie den Ausläufen von drei Wasserkraftwerken. „Gegen diesen eisigen Schwall musste man ankämpfen“, berichtet Meuth, der von sich selbst sagt, dass ihm kalte Temperaturen mehr liegen als warme. Laut seines GPS wurden durch Zick-Zack-Kurs und Abdrift aus 3,8 lange 5,6 Kilometer auf der Schwimmstrecke, „was auch meine Schwimmzeit von 2,04 Stunden erklärt!“ Dem zehn bis zwölf Grad kalten Fjord entstiegen, erfolgte ein medizinischer Check-up bevor die Extremsportler bei strömendem Regen auf die Radstrecke durften. Und die hatte es schon am Anfang in sich. 15 Kilometer Haarnadelkurven und Tunnel, in denen Reflektorweste und Radbeleuchtung Pflicht waren, und insgesamt 1200 Höhenmeter die Fjordwand hinauf. Anschließend ging es bei Starkregen und nur zehn Grad bei starkem Gegenwind über 183 Kilometer nach Bore, wo der Laufpart beginnen sollte. „Meine drei Supporter im Begleitfahrzeug passten mich immer wieder an der Strecke ab, um mir energiereiche Nahrung und Getränke aufzunötigen“, wurde Meuth bestens versorgt. Eine Radpanne konnte das aber nicht verhindern. „Durch einen Schaltfehler am Rad stand ich im großen Gang am Berg und trat voll in die Pedale: Kette gerissen, kein Ersatz, auch nicht im Begleitwagen“, schildert der Allagener, was ihm 55 Kilometer vor Ende des Radparts passiert war. Er hielt Autofahrer an und „bettelte“ um Werkzeug. „Ohne Erfolg! So hart gekämpft und nun sollte alles umsonst sein?“, fürchtete er das vorzeitige Aus. Dann kam ein langsamerer Mitstreiter auf ihn zugefahren und sah, „wie ich neben dem defekten Rad saß“, so Meuth, und fragte, ob er helfen könnte. Aber auch er hatte keinen Ersatz für die zerstörte Kette dabei. Doch nach kurzem Überlegen sagte er: „Ich habe noch ein Ersatzrad, meine Frau bringt es dir!“ Nach kurzer Nachfrage bei der Rennleitung erfuhren die beiden Triathleten, dass ein Radtausch erlaubt sei. Meuths Mitstreiter telefonierte kurz mit seiner Frau und fuhr dann weiter. Meuth wartete und wartete und wartete: „Ich habe schon nicht mehr geglaubt, dass das Wunder geschehen würde.“ Doch plötzlich tauchte ein Wagen mit Dachträger und Rad auf. Der Allagener konnte den „Thorxtri“ fortsetzen. „Dankbar fuhr ich auf dem viel zu kleinen Rad hinter dem Feld hinterher, um noch dem Cutoff zu entgehen. Auf den letzten 55 Kilometern habe ich alle Reserven verbrannt, um noch rechtzeitig in die Wechselzone zum Lauf zu gelangen“, versuchte Meuth alles, um der Disqualifikation zu entgehen – und er hatte Erfolg. Der anschließende Marathon war gespickt mit netten Überraschungen für die Teilnehmer. Unter anderem einer neun Kilometer langen Kletterpartie über glitschige Strandfelsen, ermüdendem Sandstrand und selbst Moorwiesen. Jürgen Meuth quälte sich: „Die Haut an den Füßen war eh schon durchweicht, und recht früh kamen die ersten Blasen. An Steigungen müsste ich recht schnell Gehpausen einlegen. Die Zeit rannte, und ich wurde immer langsamer. Zum Schluss lief einer meiner Supporter mit mir und half in der Dunkelheit, die Streckenmarkierungen zu finden.“ Nach 19 Stunden und 50 Minuten war es vollbracht: Jürgen Meuth hatte das Ziel erreicht. Als bislang zweitältester Teilnehmer finishte der 57-Jährige am DreiSchwerter-Monument in Stavanger. Das schafften insgesamt 38 der 39 gestarteten Teilnehmer. Sie dürfen sich jetzt Thors Legenden nennen. „Und ich bin einer davon“, sagt Ludwig Meuth stolz. Der Sieger, Christian Bjerkreim aus Norwegen, benötigte 11:39 Stunden für die Strecke. „Aber der war nicht von dieser Welt“, erklärte einer der Finisher. Alle Legenden sollten am nächsten Tag bei der T-ShirtZeremonie gefeiert werden. Doch pünktlich zur Ehrung schüttete es wieder wie aus Kübeln, so dass die Ehrung recht kurz ausfiel. „Nun geht es an die Regeneration. Die Blasen werden wahrscheinlich schneller abheilen, als dass mein stolzes Grinsen mein Gesicht verlässt“, sagt Meuth, dessen Fazit des „Thorxtri“ lautet: „Eine unfassbare Quälerei, die nur mit mentaler Stärke zu bewältigen ist. Wichtiger noch war das Supportteam, das mir erst diese Leistung ermöglicht hat. Es war fast 20 Stunden für mich im Einsatz, und ich bin total dankbar für dieses Opfer. Der Thorxtri ist härter als alles, was mir bisher begegnet ist, aber das Ergebnis wiegt alles auf".





 

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